Die Nebenschilddrüsen finden sich in der Regel oben und unten an jedem der beiden Schilddrüsenlappen, d. h. meistens gibt es insgesamt vier Nebenschilddrüsen, manchmal sind jedoch schon in der vorgeburtlichen Entwicklung mehr oder weniger Drüsen angelegt.
Der menschliche Körper braucht Kalzium u. a. zum Aufbau von Zähnen und Knochen und zur Sicherung der normalen Erregbarkeit von Muskeln und Nerven. Wie bei allen endokrinen Drüsen sind krankhafte Über- oder Unterfunktionen zu beobachten. Ursächlich können wiederum angeborene oder erworbene Störungen sein. Die häufigste Ursache einer Unterfunktion lag historisch in Schilddrüsenoperationen mit versehentlicher Entfernung der Nebenschilddrüsen. Durch moderne Techniken zur Identifikation der Nebenschilddrüsen während einer Schilddrüsenoperation sind diese Fälle aber heutzutage glücklicherweise selten geworden. Eine vermehrte Produktion und Abgabe des Parathormons ist am häufigsten „sekundär“ bedingt, nämlich als Reaktion der Nebenschilddrüsen auf einen Mangel an Vitamin D. Dabei kommt es nicht zu einer Erhöhung des Kalziumspiegels im Blut. Eine „primäre“ Überfunktion mit Erhöhung des Kalziumspiegels im Blut beobachtet man am häufigsten bei einer gutartigen Zellvermehrung einer oder (seltener) mehrerer Nebenschilddrüsen. Aber auch genetische Ursachen können zu Nebenschilddrüsenüberfunktionen führen, dann auch z. T. verbunden mit Erkrankungen anderer endokriner Drüsen wie z. B. der Hypophyse, der Schilddrüse oder der Nebennieren („multiple endokrine Neoplasien“).
Wie so oft in der Endokrinologie kann man sagen: kleines Organ, aber große Wirkung. „Schwächeln“ die Nebenschilddrüsen, drohen z. B. Muskelkrämpfe und Gefühlsstörungen der Extremitäten; sind sie überaktiv, entwickeln sich ggf. Osteoporose, Nierensteine oder auch Magengeschwüre. Aber auch ein Bluthochdruck kann mit einer Nebenschilddrüsenüberfunktion vergesellschaftet sein, ebenso wie Verstopfung, häufiges Wasserlassen und psychische Symptome wie Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und Antriebslosigkeit.
Ein Hyperparathyreoidismus zeigt sich zunächst in der Laboranalytik, häufig auch bei der Ursachenforschung zur Aufklärung einer Erhöhung des Kalziumspiegels. In Verbindung mit einer ausführlichen Anamnese und einer eingehenden klinischer Untersuchung sind oft weitere Blut- und Urinuntersuchungen erforderlich. In geübten Händen kann dann erfreulicherweise schon die Ultraschalluntersuchung wegweisend sein. Gelingt die Lokalisation der Nebenschilddrüsen im Ultraschall nicht, kommen ggf. zusätzliche bildgebende Verfahren einschließlich nuklearmedizinischer Verfahren zum Einsatz. In manchen Fällen ist bis zur endgültigen Klärung der Diagnose viel klinischer Spürsinn gefragt.
Für beides, Überfunktionen der Nebenschilddrüsen und einen Parathormonmangel mit niedrigen Kalziumwerten, stehen inzwischen neue medikamentöse Therapieoptionen zur Verfügung. Eine sekundäre Parathormonerhöhung z. B. aufgrund eines Vitamin D-Mangels wird natürlich lediglich durch eine ausreichende Vitamin D-Zufuhr behandelt. Bei der primären Erhöhung des Parathormons mit erhöhten Kalziumwerten ist bei Erfüllung bestimmter Kriterien die operative Sanierung in erfahrenen chirurgischen Zentren die erfolgversprechendste Therapie.
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